Einleitung
Boßeln ist eine
Mannschafts-Sportart die auf der Straße ausgetragen wird.
Die
eigentliche Boßel-Saison erstreckt sich von September bis
März, also nur über die Wintermonate.
Trotz der vielen
Ähnlichkeiten mit anderen Sportarten (Kegeln, Bowling, Boccia, usw.)
trifft kein Vergleich die Eigenart des Boßelsports. Boßeln ist ein
traditioneller friesischer Volkssport getreu der Devise:
Der Friese lernt zuerst
das Laufen und dann das Boßeln.
Jeweils zwei Mannschaften mit einer Stärke von 1 bis 4 Gruppen
(Abhängig von der Klasse in der geworfen wird), die aus jeweils 4
Personen bestehen, werfen reihum Mann gegen Mann (oder Frau
gegen Frau) mit einer Boßelkugel auf der Straße. Sinn der Sache ist
es, dass diese Kugel so weit wie möglich rollt.
Boßeln oder Klootschießen, was denn nun ?
Fälschlicherweise wird oftmals angenommen dass das Boßeln und das
Klootschießen identisch sind.
Diesem müssen wir hier
energisch widersprechen.
Es handelt sich hierbei um zwei
grundverschiedene Sportarten, die allerdings beide dem
Ostfriesischen Volkssport zuzuordnen sind.
Das Boßeln wurde in der Einleitung
bereits eingehend beschrieben bzw. wird es weiter unten noch
eingehender behandelt. Das Klootschießen an sich wird auf unserer
Seite etwas vernachlässigt, da es hier bei uns weniger praktiziert
wird. Trotzdem wollen wir es hier nicht unerwähnt sein lassen.
Das Klootschießen wird in der Regel auf einem Feld ausgetragen,
vornehmlich während einer Frostperiode, wenn die Felder gefroren und
entsprechend besser begehbar sind. Es werden Mannschaften ähnlich
dem Boßelsport gebildet die gegeneinander Mann für Mann antreten.
Für den Werfer wird ein Teppich ausgelegt und ein Abwurfbrett
aufgebaut, das ähnlich einer kleinen Rampe ist. Der Werfer nimmt
einen ausgiebigen Anlauf und schleudert das Wurfgerät auf der Rampe
angekommen mit großer Wucht in die Luft. Dort wo der Kloot zu liegen
kommt wird erneut die Rampe aufgebaut und der Teppich ausgerollt,
der nächste Werfer ist nun an der Reihe.
Bei dem Wurfgerät
(Kloot) handelt es sich um eine kleine Kugel, die aus Hartholz
besteht und kreuzweise durchbohrt und mit Blei ausgegossen wurde.
Bei den Männer I-Klassen hat der Kloot eine Größe von 58 mm und ein
Gewicht von 475 Gramm, bei den Frauen-Klassen eine Größe von 55 mm
und ein Gewicht von 375 Gramm.
Weltrekorthalter ist seit 1996 der
Norder Stefan Albarus mit einer Bestweite von 106,20 Metern.
Hier in unserer Region nennen sich
viele Vereine "KBV" was Klootschießer- und Boßelverein bedeutet. Das
hat jedoch nicht zwingend zu bedeuten das wirklich beiden Sportarten
nachgegangen wird.
Die Technik
Für das Straßenboßeln wird eine relativ einfache Technik benötigt.
Da die meisten Menschen kegeln können, ist es nahe liegend,
dass viele Menschen auch boßeln könnten. Sicherlich bedarf es aber
häufigem Training (bzw. Üben), um besser (sprich weiter und
sicherer/genauer) zu boßeln. In der Regel nimmt der Werfer
einen Anlauf von ca. 20 Metern um dann die Kugel mit voller
Kraft ihrem Ziel entgegen zu schleudern.
Wichtig ist, dass der
Werfer die Beschaffenheit der Straße kennt. Weiß er, welches Gefälle
sie hat, kann er sich darauf einstellen und dementsprechend werfen.
Auch interessant für den Werfer kann sein, ob die Straße eine
Berme (an die er werfen kann), oder eine Spurrille hat (in der er
werfen kann). Auf diese Beschaffenheiten achtet aber meistens
der Anzeiger, der dem Werfer entsprechende Tipps zuruft und
entscheidet, auf welcher Seite der Straße der Werfer anzulaufen
und wie er zu werfen hat.
Bei Wettkämpfen unterscheidet man
zwischen Standkampf, bei dem immer von der gleichen Stelle
abgeworfen wird, und dem Wettkampf auf Strecke. Der Standkampf
findet meistens bei Vereinsmeisterschaften, Preisboßeln, friesischem
Mehrkampf oder Ähnlichem statt.
Der Wettkampf auf Strecke ist
aber gebräuchlicher.
Zum Ablauf eines Wettkampfes
Geboßelt wird meistens auf Kreisstraßen oder Feldwegen. Der Anwurf
erfolgt in jeder Gruppe vom Gastgeber, danach jeweils der Gast. Nach
den Anwürfen beim Start erfolgen die weiteren Abwürfe an den
Stellen, wo die Kugeln die größten Weiten erreicht haben, im rechten
Winkel zur Wurfstrecke. Die jeweils zurückliegende Kugel wird
im weiteren Verlauf zuerst geworfen. Gelingt es der zurückliegenden
Mannschaft erneut nicht, an der gegnerischen Kugel vorbeizuwerfen,
erhält der Gegner einen Schoet.
Sobald die Kugel der zurzeit
führenden Gruppe vollständig die Wende- oder Zielmarkierung
überschritten hat, darf die in Rückstand liegende Gruppe nicht mehr
werfen. Bei der Wendemarkierung wird umgeholt, die Gruppen tauschen
dann die Abwurfstellen.
Im Ziel angekommen werden die
einzelnen Gruppenergebnisse addiert. Gewonnen hat die Mannschaft,
die am Ende die meisten Schoet aufweisen kann.
Wo
wird eigentlicht geboßelt ?
Unter Wettkampfbedingungen wird in Europa in folgenden
Regionen geboßelt:
- Deutschland: Ostfriesland, Oldenburg,
Schleswig-Holstein
- Niederlande
- Irland
- Italien
und
in anderen kleineren Orten über Europa verteilt.
Die Boßelkugeln
Man unterscheidet beim Boßeln grundsätzlich zwei Arten von
Boßelkugeln, die Gummikugel und die Kunststoffkugel. Die
Kunststoffkugel ersetzte mit der Zeit die Pockholzkugel, mit der
heutzutage nicht mehr geworfen wird. Im
Friesischen-Klootschiesser-Verband (FKV) ist nur noch die
Kunststoffkugel zulässig, sowie die 4-Punkt-Gummikugel.
Es gab
eine Zeit, in der mit verschiedensten Gummikugeln geboßelt wurde
(grüne, gelbe, rot, schwarz, uvm). Die Beschaffenheit dieser Kugeln
war unterschiedlich. Damit in Wettkämpfen keine Mannschaft
bevorteilt ist oder sich ungerecht behandelt fühlte, führte
der FKV zuerst die 3-Punkt Gummikugel und kurze Zeit darauf die
4-Punkt Gummikugel ein, die von sämtlichen Vereinen genutzt werden
müssen.
Während die Gummikugel in zwei verschiedenen Größen
erhältlich ist, ist die Kunststoffkugel in fünf verschiedenen
Größen erhältlich. Die Kugeln kosten zwischen 17 und 40 Euro.
Boßelkugelgrößen gemäß FKV-Vorschrift 2008:
Größen in cm
|
Jugend F
|
Jugend E
|
Jugend C + D
|
Jugend A + B Frauen
I. bis IV. Männer IV, V
|
Männer I., II. und
III.
|
Kunststoff
|
8
|
9
|
10
|
11
|
12
|
Gummi
|
-
|
-
|
9,5
|
10,5
|
10,5
|
Einteilung der Altersklassen
Die angeführten Altersklassen sind nicht verbindlich! Sie sollen nur
einen ungefähren Überblick liefern, denn die genaue Einteilung
erfolgt nach dem Geburtsjahr. Grundsätzlich darf jeder Werfer bzw.
Werferin in einer höheren Altersklasse werfen, nicht jedoch in einer
niedrigeren.
Jugend F bis 8
Jahre
Jugend E bis 10
Jahre
Jugend E bis 10
Jahre
Jugend D bis 12
Jahre
Jugend C bis 14
Jahre
Jugend B bis 16
Jahre
Jugend A bis 18 Jahre
Junioren bis 23 Jahre (Keine offizielle
Wettkampfklasse)
Männer und Frauen
I. - Alter unbegrenzt
Männer und Frauen
II. - Ab 45 Jahre
Männer und Frauen
III. - Ab 55 Jahre
Männer und Frauen
IV. - Ab 65 Jahre
Männer und Frauen V - Ab 70 Jahre